Adventsmarkt

im Dezember 2006


Die alte Pfarrkirche St. Sebastianus in Lobberich


Das genaue Datum der Gründung der Pfarren im ehemaligen fränkischen Mühlgau, zu dem auch Lobberich gehörte, liegt meistens im Dunkel der Geschichte verborgen und kann nur anhand schriftlicher Erwähnungen oder archäologischer Funde und Nachweise annähernd gedeutet und bestimmt werden. Das trifft, auch auf die Pfarre St. Sebastianus in Nettetal-Lobberich zu.

Die erste schriftliche Erwähnung der Pfarre findet sich in der Gründungsgeschichte der Benediktinerabtei zum Hl. Vitus in Mönchengladbach. Danach tauschte der Kölner Erzbischof Evergerus (886/888 n Chr.) mit dem Lütticher Bischof die Abtei. Mönchengladbach gegen drei Kölner Pfarren ein; nämlich Venlo, Tegelen und Lobberich. Bis dahin gehörten diese Pfarren sicherlich zum Kölner Erzdiakonat Xanten. Das Patronat des Hl. Sebastian deutet auf eine Gründung der Pfarre im 9. oder 10. Jahrhundert hin. Damals kamen über Frankreich die Patronate der römischen Stadtheiligen in den Niederrhein. U. a. zum Beispiel Laurentius, Kornelius, Cyprianus, Sebastianus). Erst in den Ausgrabungen der Jahre 1986 und 1987 in der alten Kirche zu Lobberich konnten erste wirklich gesicherte Funde zeitlich eingeordnet werden.

Diese Ausgrabungen wurden unter Leitung von Clive Bridger durch das Rheinische Amt für Denkmalpflege als Sicherungsgrabung durchge führt. (=> mehr)

Die alte Lobbericher Kirche hat mindestens eine gesicherte Vorgängerkirche aus romanischer Zeit, also etwa - zwischen 1000 und 1200 nach Christus. Dieser Kirche sind auch der noch vorhandene Taufstein (heute in der neuen Pfarrkirche) und das Lobbericher Vortragekreuz "aus dem 10. Jahrhundert zuzuordnen. (Eine Kopie dieses Kreuzes wird auch heute noch in der Liturgie der Pfarre gerne verwendet.}Bei der romanischen Kirche handelt es sich um einen einschiffigen Steinbau mit anschließendem Chor. (Im heutigen Mittelschiff der alten Kirche.)

Solche alten romanischen Landkirchen sind im Rheinland nicht selten erhalten. Diese romanische Kirche, die vielleicht noch einen Vorgängerbau hatte, wurde wohl dann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, zwischen 1450 und 1470, durch einen kreuzförmigen gotischen Nachfolgebau ersetzt; der heute noch in der Bausubstanz der Kirche ganz vorhanden ist. Zu dieser Kirche gehörte auch der heutige Kirchturm, der damals aber noch nicht umbaut. war. In diesem Turm hängt auch heute noch die älteste Lobbericher Glocke aus dem Jahre 1396. In der Zeit des Barocks im 17: und 18. Jahrhundert erfuhr die Kirche eine innere totale Neugestaltung. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hatte die Kirche durch Plünderungen und Brandschatzungen das gesamte Inventar eingebüßt. Das Dorf Lobberich verlor durch Pest und Hunger 700 von 900 Einwohnern. Von 1636 bis 1639, nach der Einnahme des Dorfes und der Burg {Ingenhoven} durch die Generalstaaten des Niederlande, durfte in Lobberich nicht mehr die Heilige Messe gefeiert werden. In Jahr 1642 fielen die Hessen in Lobberich ein und verbrannten das gesamte Inventar der Kirche und plünderten das Dorf.

Nur mühsam erholten sich die Dörfer am Niederrhein von diesen Gräueln.

Erst über 50 Jahr später unter Pfarrer Friedrich Wilhelm Essers konnte eine neue Kircheneinrichtung in nunmehr barocken Formen eingeweiht werden. Diese Einrichtung blieb bis zum zweiten Weltkrieg erhalten.

Heute sind nur noch wenige Reste der alten Barockeinrichung in der alten Kirche vorhanden, Seitenaltäre und Hauptaltar. Der Figurenschmuck der Kirche wund in die neue Pfarrkiche überführt. Eine letzte größere, erweiternde Baumaßnahme erfuhr die Kirche dann noch im frühen 19. Jahrhundert. Den beiden kreuzförmigen Seitenjochen wurden jeweils zwei weitere Joche angefügt, die jetzt bis auf. den heutigen Tag den Turm der alten Kirche einschließen.

Die Einwohnerzahl Lobberichs wuchs im späten 19. Jahrhundert so sehr, dass man sich in den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts entschloss, eine neue Pfarrkirche zu bauen. Nach heftigen Protesten erreichten es die Lobbericher, dass die "Alte Kirche" nicht abgebrochen wurde, wie etwa in Breyell und Hinsbeck, sondern als Schulkirche beibehalten wurde. Heute ist sie nach vielen Bemühungen wieder als Gottesdienstraum der Gemeinde und der nunmehrigen Stadt Nettetal zurückgeschenkt.

Möge sie noch lange ein Zeichen des Glaubens bleiben!

Pfarrer Klaus Dors


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